Tschukotka ist eine Halbinsel und liegt im äußersten Nordosten Russlands. Im Norden grenzt es an das Nordpolarmeer, im Osten an die Beringstraße, im Süden an den Golf von Anadyr und im Westen an das Anadyr-Gebirge. Große Teile davon liegen nördlich der Baumgrenze, der Polarkreis durchschneidet Tschukotka im nördlichen Teil. In geografischer Hinsicht besitzt Tschukotka eine besondere Lage: Es liegt am 180. Längengrad, der internationalen Datumslinie, westlich davon zeigt der Kalender noch den gestrigen, östlich davon bereits den neuen Tag. Tschukotka ist doppelt so groß wie Deutschland und wird von etwa 50 000 Menschen bewohnt, 15 000 von ihnen gehören den indigenen Völkern wie den Tschuktschen, Inuit und den Nenzen an. Die Bevölkerungsmehrheit wird von Russen gestellt, die hauptsächlich in der Verwaltung, im Schulwesen oder im Bergbau tätig sind. Für Moskau war Tschukotka besonders zu Zeiten des Kalten Kriegs strategisch von größter Bedeutung, immerhin beträgt die Entfernung zu den USA, an der engsten Stelle der Beringstraße, nur 90 Kilometer. Aber auch die reichen Erz- und Goldvorkommen Tschukotkas machten die Halbinsel für die sowjetischen Machthaber interessant. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion stürzte Tschukotka in eine tiefe Krise, entfielen doch die Transferzahlungen aus Moskau. Als »Retter« Tschukotkas gilt der wegen seiner Geschäftspraktiken umstrittene Milliardär Roman Abramowitsch, der als Gouverneur zwischen 2000 und 2008 viel für Tschukotka getan hat.
Gemeinsam mit unserem russischen Guide Vitali und zwei weiteren Begleitern wollten mein Freund Jörg Reuther und ich im Winter die Rentiernomaden und ihre Herden besuchen, um ihr Leben und Überleben im harten sibirischen Winter als eines der letzten Nomadenvölker der Arktis zu dokumentieren. Die meisten Tschuktschen leben als Rentierzüchter in der Region Iultin in Zentraltschukotka, einige auch vom Walfang an den Küsten. Die Rentierzüchter tragen im Winter auch heute noch aus Rentierfellen genähte Kleidung und leben in Yarangas, großen Zelten aus Rentierleder. In Tschukotka leben um die 200 000 Rentiere, davon 18 000 in der Region Iultin. Als einziges Verkehrsmittel für die gut 1000 Kilometer lange Strecke kamen Schneemobile infrage, mit denen wir uns fünf Tage lang durch Kälte, Eis und Schneestürme kämpften, bis wir eines Abends auf einem Hochplateau auf die Yarangas der Nomaden stießen.
Wir wurden von den Rentiernomaden sehr freundlich empfangen, bekamen einen Schlafplatz in einer Yaranga angeboten und hatten Gelegenheit, ihren Alltag einige Tage zu teilen.
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