Wüsten der Nordhalbkugel

Sahara


Die Sahara dominiert den Norden Afrikas, erstreckt sie sich doch 6000 Kilometer weit vom Atlantik im Westen quer durch den Kontinent bis hin zum Roten Meer. Ihre Nord-Süd-Ausdehnung beträgt 2000 Kilometer, damit hat sie eine Fläche von neun Millionen Quadratkilometern und ist die mit Abstand größte Wüste der Erde. Klimatisch ist die Sahara eine typische Wendekreiswüste, wenn auch der kalte Kanarenstrom im Westen und die meeresferne Lage der Ostsahara sowie der Ostjet die Trockenheit zusätzlich verstärken. Letztlich ist es ihre ungeheure Dimension, welche die Sahara zur Wüste der Wüsten macht. In der Sahara sind alle Landschaftsformen der Wüste vertreten, wobei entgegen allen Klischees Dünengebiete einen Flächenanteil von nur zehn Prozent ausmachen. Das Landschaftsbild ist meist das eines Tafellandes mit Becken und Senken. Im Zentrum der Sahara ragen die großen Gebirgsmassive des Hoggar und Tibesti auf. Zu erwähnen sind noch die Gebirge Aïr, Adrar des Iforas und das Ennedi sowie der Jebel Uweinat.

Waren bis Beginn der 1990er-Jahre Reisen in fast allen Regionen der Sahara möglich, ist es heute weitaus schwieriger. Banditen, Rebellen und islamistische Terrorgruppen machen ein Unterwegssein vielerorts sehr gefährlich. Anfang 2014 schien die Sicherheitslage im nördlichen Tschad aber ausreichend stabil. Unser Ausgangspunkt war die tschadische Hauptstadt N’Djamena, wo meine Frau Elly, mein Freund Jörg Reuther und ich zwei Toyota-Landcruiser mit den beiden Fahrern Suleiman und Omar mieteten. Ziel war zunächst das vier Tagesreisen entfernte Ennedi-Gebirge, das für seine gewaltigen Sandsteinformationen bekannt ist. Die Pfeiler, Brücken und Bögen sind durch die Erosion von unterschiedlich hartem Sedimentgestein entstanden und in ihren Dimensionen einzigartig in der Sahara. Diese Gebirgsregion ist die Heimat einiger Tausend Tubu-Nomaden, die mit ihren Ziegen- und Kamelherden die schüttere Vegetation der Trockentäler nutzen. Dort sind 4000 – 6000 Jahre alte Felszeichnungen zu finden, die gut genährte Rinder, Giraffen und Elefanten zeigen und damit die wesentlich besseren Lebensbedingungen in der Jungsteinzeit dokumentieren. Nordwestlich des Ennedi – und damit bereits in der Zentralsahara – liegen 18 Seen, die zusammen das größte Seengebiet der Sahara bilden. Sie sind Überreste des Paläotschad, jenes riesigen Binnenmeers, das vor 30 000 Jahren das gesamte Tschadbecken ausfüllte. Die Seen führen Wasser aus dem Nubischen Aquifer, einem Grundwasserspeicher, der bis heute mit dem reichlichen Regenwasser der Jungsteinzeit gefüllt ist.