Indien besitzt neben der Wüste Thar in Rajasthan mit Spiti und Ladakh im Himalaya weitere, kleinräumige Wüstengebiete. Es handelt sich um tief eingeschnittene Täler, die vom Indus und anderen Flüssen geprägt sind. Einzig im Osten Ladakhs öffnet sich die Landschaft und erinnert an die Hochebenen des benachbarten Tibet. Ladakh und Spiti haben ihre Trockenheit der Lage nördlich des Himalaya-Hauptkamms zu verdanken, der dafür sorgt, dass die regenbringenden Monsunwolken nicht weiter nach Norden ziehen und sich dort abregnen können. Hinzu kommt die meeresferne Lage inmitten des asiatischen Kontinents. In Ladakh leben 300 000 Menschen, in Spiti hingegen nur 30 000. Die vorherrschende Religion ist der tibetische Buddhismus, der anders als in Tibet weder der chinesischen Kulturrevolution noch den anhaltenden Repressalien Pekings ausgesetzt war. Entsprechend zahlreich sind die Gompas genannten Klöster, die bis heute für die Dorfgemeinschaften große Bedeutung haben.
Wir waren nach Leh, in die Hauptstadt Ladakhs, geflogen, um mit einem indischen Mahindra-Jeep über den 5300 Meter hohen Chang-La-Pass zu den Seen Pangong Tso und Tso Moriri in den Osten Ladakhs aufzubrechen. Anders als im engen Industal hat sich die Landschaft dort bereits geöffnet und erinnert an das nahe Tibet. Die einsame Region ist der westliche Ausläufer des Changtang-Plateaus, das weite Teile Tibets einnimmt. Von dort ging es zurück auf den holprigen, einspurigen Manali-Leh-Highway, der den Himalaya überwindet. Kurz bevor er sich zum Rohtang-Pass hinaufschlängelt, zweigt eine unscheinbare Piste ins Chandra-Tal ab, wo wir den Mondsichelsee besuchten. Noch einmal klettert die Straße auf über 5000 Meter Höhe. Vom Kunzum-La-Pass fällt der Blick nach Spiti, in ein weitgehend vegetationsloses Tal, auf dessen Grund der gleichnamige Fluss die einzige Lebensader ist. Das Tal reicht von der Zanskar Range bis an die tibetische Grenze im Osten und wird im Norden durch Ladakh und im Südosten durch den Distrikt Kinnaur begrenzt. Die Einwohner von Spiti bauen auf ihren winzigen, bewässerten Feldern Gerste und Erbsen an. Sie sprechen Bothi, eine dem Tibetischen ähnliche Sprache. Erst 1992 wurde der Zugang nach Spiti im indischen Bundesstaat Himachal Pradesh durch die indischen Behörden erlaubt, und so hat sich hier das traditionelle Leben bis heute weitgehend erhalten. Anders als in Ladakh, das an Pakistan grenzt, zeigt die indische Armee in Spiti kaum Präsenz. Rechtzeitig vor Einbruch des langen Winters verließen wir das Tal von Spiti wieder über den Kunzum-La-Pass und konnten den Roh- tang-Pass trotz erheblicher Erdrutschgefahr gerade noch überqueren.
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