Geowissenschaftler können die Wüsten- und Polarlandschaften wie ein Buch der Erdgeschichte lesen. Sedimentäre, magmatische und metamorphe Gesteinsserien überliefern uns in den heutigen Aufschlüssen die jahrmilliardenalte Entwicklung unseres Blauen Planeten. Die Entstehung der Wüsten, ihr Alter und ihre Ausdehnung im »Lebenszyklus« der Erde bleiben dabei lückenhaft. Lediglich in geologisch jüngerer Zeit sind die Zeugnisse extremer Klimate und lebensfeindlicher Umweltbedingungen gut überliefert. Je weiter wir in der Erdgeschichte zeitlich zurückgehen, umso bruchstückhafter werden die Nachweise. Ähnliches gilt für die Kälte- und Eiswüsten der Erde. Während längerer Kaltphasen wurden die Spuren älterer Vereisungen durch jüngere Glaziale (Eiszeiten) vielfach überprägt oder erosiv beseitigt. Wir müssen bei der Rekonstruktion der Wüsten und Vereisungen in der Frühzeit der Erde unsere Erkenntnisse wie Puzzleteilchen aneinandersetzen, gleichsam wie ein Archäologe, der Relikte früherer Kulturen untersucht, um diese Lebenswelten wieder erstehen zu lassen. Ein beispielhafter Streifzug durch die Zeit wird zeigen, dass unser Planet im Laufe seiner Existenz oft wesentlich »wüstenhafter« war, als es die heutige Erde ist.
Neun Milliarden Jahre nach dem Urknall wuchs nach der Kollisionstheorie in einem frühen Sonnensystem die Protoerde durch ständige Kollisionen mit kleineren Himmelskörpern. Über die chemisch-physikalischen Vorgänge auf der Erdoberfläche, in der Uratmosphäre sowie über die Prozesse im Erdinneren weiß man aus dieser »verborgenen Periode« der Erdzeitalter (Hadaikum) wenig (die Abfolge der Erdzeitalter ist der Tabelle auf S. 388 zu entnehmen). Die ältesten Gesteine der präkambrischen Kontinentalkerne (Kratone) sind mit 4,03 Milliarden Jahren die Acasta-Gneise des kanadischen Slave-Kratons. 4,4 Milliarden Jahre alte Zirkone aus dem Yilgarn-Kraton Australiens und 4,3 Milliarden Jahre alte Zirkone im Isua-Grünsteingürtel Grönlands weisen auf das »Recycling« noch älterer Magmatite (Erstarrungsgesteine) hin. Das Meteoritenbombardement der Protoerde von außen, mit zuletzt gigantischen Einschlägen immer größerer Körper vom Ausmaß kleinerer Planeten, führte zu einer weitgehenden Aufschmelzung und der Bildung eines »magmatischen Ozeans«. Es muss zu einer starken Interaktion zwischen früher Atmosphäre, ersten Ozeanen, dem Erdmantel und -kern gekommen sein. Aus dem All hätte man die Erde schon auf den ersten Blick als magmatisch geprägten Wüstenplaneten mit lebensfeindlicher Atmosphäre ausgemacht, vergleichbar mit den heutigen Zuständen auf Merkur und Venus. Während des »geologischen Erwachens« der Erde, das im Rahmen einer frühen plattentektonischen Dynamik begann, wurden die Zeugnisse ihrer frühen, vermutlich basaltischen Kruste und vorangegangener Oberflächenprozesse ausradiert. Ihre dünne »Haut« aus schwererem basaltischen Material wurde immer wieder aufgeschmolzen, bis sich im Zuge weiterer Magmendifferenzierung erstmals leichteres, silikatreicheres, »kontinentales Krustenmaterial« bilden konnte. Dieses erlaubte mit der Entstehung erster stabilerer Kratone eine frühe Plattentektonik. Als Beleg für früheste plattentektonische Prozesse gelten 3,8 Milliarden Jahre alte Kissenlaven: Diese unter Wasser erstarrten Laven finden sich in den Gesteinsserien des Isua- Grünsteingürtels im Südwesten Grönlands – Spuren des ältesten überlieferten Meeresbodens der Welt.
Die ursprüngliche Atmosphäre und die ersten Ozeane hatten einen ganz anderen Chemismus als heute, ihre Umweltbedingungen glichen eher einer Giftküche. Den Nachweis frühesten Lebens auf dem damaligen Wüstenplaneten liefern 3,5 Milliarden Jahre alte Bakterien aus dem Archaikum des Pilbara-Kratons Westaustraliens; erste Nachweise von Leben in Form von organisch gebildetem Kohlenstoff in metamorphen Gesteinen Westgrönlands reichen 3,7 Milliarden Jahre zurück. Zunächst wird der durch Fotosynthese erzeugte Sauerstoff vor allem zur oxidativen Fällung von gelöstem Eisen verwandt sowie zur Oxidation von Schwefeldioxid. Die gigantischen Bändereisenerzlagerstätten des Archaikums und des Proterozoikums gehen auf diese Prozesse zurück. Erst vor etwa 2,4 bis 2,0 Milliarden Jahren sind die Ozeane so weit mit Sauerstoff gesättigt, dass dieser sich nach und nach in der Atmosphäre anreichern kann. Es dauert aber weitere zwei Milliarden Jahre, bis der Sauerstoffgehalt in der Atmosphäre in etwa dem heutigen Anteil entspricht und sich eine Ozonschicht um die Erde aufbaut.
Nachdem sich die Atmosphäre in ihrer Zusammensetzung grundlegend verändert hatte, gab es zu Beginn und gegen Ende des Proterozoikums die ausgedehntesten Vereisungen der Erdgeschichte. Die damaligen Eiswüsten waren weiter verbreitet als die Glazialgebiete des Phanerozoikums. Bei diesen Vereisungsperioden sind typische Glazialsedimente bis in die damaligen Äquatorialregionen nachweisbar, und vor dem Hintergrund zusätzlicher geochemischer Daten entstand die Vorstellung einer von Pol zu Pol vereisten Erde. Für das Neoproterozoikum äußerte Joseph Kirschvink 1992 erstmals seine »Snowball Earth«-Hypothese. Die Lage der Kontinente in niedrigen und mittleren Breiten, eine damit verbundene erhöhte Albedo, die durch den an Vereisung gekoppelten weiteren Meeresspiegelabfall verstärkt worden war, hätten die ozeanografischen Bedingungen verändert und komplexe klimatische Prozesse ausgelöst, was schließlich zur vollständigen Vereisung der Erde geführt haben soll. Wenn auch diese Annahmen mittlerweile stark modifiziert wurden, so steht zweifelsfrei fest, dass es sich um die am weitesten ausgedehnten Kontinentalvereisungen auf der Erde gehandelt hat, in denen die Ozeane nur regional eisfrei waren.
Die frühesten Nachweise von Sandwüsten kennt man aus 1,8 Milliarden Jahre alten Ablagerungen des Paläoproterozoikums. Für Geologen bleibt es ein fantastisches Erlebnis, derartige alte Dünensedimente im Aufschluss zu untersuchen und sich diese ehemals riesigen Dünenlandschaften vorzustellen, mit Sedimentstrukturen, wie wir sie in den heutigen Sandwüsten beobachten können. Genauso beeindruckend ist es, mitten im Wald in Zentralschweden zu stehen und in einem kleinen Steinbruch von Dala-Sandstein 1,3 Milliarden Jahre alte Dünen im Querschnitt zu betrachten, die zur Zeit ihrer Ablagerung zu einem gigantischen proterozoischen Wüstenareal gehörten. Diese Regionen waren vermutlich vergleichbar mit den größten Trockenwüsten heute. Ihre Rekonstruktion wird allerdings oft durch eine spätere Überprägung, durch plattentektonische Ereignisse, die im Rahmen des Zerfalls von Super- oder Großkontinenten stattfanden, sowie durch Gebirgsbildungen und lang anhaltende Erosionsphasen erschwert. Hinzu kommen Probleme einer Altersdatierung von Sedimenten auf den unbesiedelten präkambrischen Superkontinenten oder auf Kontinenten, wo es Extremklimate und eine ausgeprägte physikalische Verwitterung, aber keine Vegetation und kein terrestrisches Leben gab.
Wenn auch viele Organismengruppen nach der molekularen Uhr der Genetiker (Zeitabschätzung der Evolution mithilfe von DNASequenzierung und Mutationsraten in den Sequenzen) schon im Neoproterozoikum existiert haben sollen, so setzt mit dem Phanerozoikum, dem »Zeitalter des sichtbaren Lebens«, ein gravierender Wandel ein. Im Rahmen der »kambrischen Explosion«, die mit der fossilen Überlieferung einen Nachweis fast aller heute bekannten »Baupläne« der Natur bietet, und mit dem anschließenden »Great Ordovician Biodiversification Event«, dem Evolutionsereignis, das zu einer explosionsartig ansteigenden Vielfalt an Gattungen und Arten während des Ordoviz führte, bildeten sich komplexe Ökosysteme aus. Viele der fossilen Arten helfen der Wissenschaft heute bei der zeitlichen Untergliederung von Ablagerungen in früheren marinen und terrestrischen Lebensräumen und damit bei der zeitlichen Einstufung von Glazialen und Warmphasen. Während des Altpaläozoikums schritt die Evolution in den Ozeanen schnell voran; es dauerte aber bis in das Mittelordoviz, bis in vielen Regionen der Welt erste Landsporen nachweisbar waren, die eine früheste Besiedlung aquatischer, küstennaher Lebensräume an Land anzeigen. Auch im Silur gab es nur kleinere Pflanzen; von ersten Wäldern kann man hingegen erst im Devon sprechen.
Damit sind Stoffumsätze, die Intensität der Verwitterung und das Ausmaß an Erosion während warmer und kalter Phasen im frühen Altpaläozoikum nicht direkt vergleichbar mit der Entwicklung ab dem Devon, als viele Regionen eine wesentlich ausgeprägtere Pflanzendecke aufwiesen. Die Vegetation hatte Auswirkungen auf Atmosphäre, Klima und – mit den ersten richtigen Bodenbildungen – auch auf die Erosion und Verwitterung. Während des Oberordoviz und Silurs lag der Großkontinent Gondwana (Südamerika, Afrika, Indien, Antarktis, Australien, Südchina, Nordchina, vereinzelte Regionen Europas und Asiens) als riesige Landmasse über dem Südpol. Dort sind weiträumig Spuren der oberordovizischen Vereisungen nachweisbar. In den Gebieten der Sahara ist es vor allem die Hirnantvereisung im höchsten Ordoviz, die den Zeitraum des glazialen Maximums der frühpaläozoischen Kaltzeiten auf dem Großkontinent markiert. Mehr als 100 Meter tiefe Paläotäler und Gletscherstriemungen über Tausende von Kilometern hinweg ermöglichen die Rekonstruktion des riesigen Eispanzers im Zentrum des Großkontinents. Während noch vor 20 Jahren postuliert wurde, die Gondwanavereisung sei bereits nach 500 000 Jahren zum Abschluss gekommen, brachte die intensive Paläoklimaforschung der letzten Jahre diese Ansicht ins Wanken – auch wenn die Gesamtdauer der altpaläozoischen Kälteperiode (höheres Mittelordoviz bis höheres Silur), die Dauer und Zahl ihrer Glaziale und Interglaziale derzeit heftig diskutiert werden. Es ist jedoch aus Relikten der Sedimentabfolgen Gondwanas und Indizien für ausgeprägte Meeresspiegelschwankungen ablesbar, dass es mehrfach große Eisvorstöße in Kaltzeiten und Abschmelzereignisse während wärmerer Phasen gab. Während des glazialen Maximums im höchsten Ordoviz vor etwa 444 Millionen Jahren bedeckte ein gigantischer Eispanzer große Teile Gondwanas, der starke Meeresspiegelabfall ließ weite Teile der mit Flachmeeren bedeckten, tropischen und subtropischen Kontinente mit ihren ausgedehnten Karbonatplattformen trockenfallen und verkarsten. Auf Gondwana lassen sich die Eiskappen durch die mit Gletscherstriemungen belegten Bewegungsrichtungen des Eises rekonstruieren. Solch charakteristische Erosionsspuren werden durch Gletscherschrammen im Untergrund verursacht, die an der Basis der Eismassen mittransportierte Gerölle in Form von Kritzungen auf dem Untergrund hinterlassen.
Während des Devons und bis in das Karbon herrschte global ein vergleichsweise ausgeglichenes Klima, bevor vor etwa 300 Millionen Jahren, als der Südpol erneut inmitten der riesigen Landmasse Gondwanas lag, die permokarbone Vereisung einsetzte. Neben dem »Vater der Plattentektonik«, Alfred Wegener, hat sich vor allem der südafrikanische Geologe Alexander Logie du Toit um die paläogeografische Rekonstruktion der permokarbonen Eiskappen verdient gemacht und die These Wegeners von der Kontinentalverschiebung mit dem Nachweis der glazialen Sedimente in nun weit verstreuten Erdteilen untermauert. Alfred Wegener postulierte erstmals 1912 die vergangene Existenz des Superkontinents Pangäa, der sich mithilfe von Faunen- und Florenprovinzen überzeugend nachbilden ließ. Dieser jüngste und am besten rekonstruierte Superkontinent aus der Zeit der Dinosaurier entstand ab dem Karbon durch die Vereinigung aller Kontinentalplatten zu einer Landmasse und zerbrach ab dem Jura wieder in einzelne Kontinentalplatten. Heute ist die Plattentektonik-Theorie anerkannt, und die entsprechenden Bewegungen der Kontinente oder kleiner »Krustensplitter« der darauffolgenden Millionen Jahre lassen sich modellieren.
Nach dem Verschwinden der ausgedehnten Sümpfe und Regenwälder des Karbons und der permokarbonen Vereisung auf Pangäa dehnten sich ab dem Perm große Trockenwüsten im Inneren des von kontinentalem Klima geprägten Superkontinents aus. Während dieser Entwicklung passten sich die Reptilien an das heiße Klima an und verdrängten nach und nach die Amphibien. Als Zeugen der ariden Klimate im Perm können die Salinarbecken des europäischen Zechstein mit ihren mächtigen Kalisalzvorkommen dienen. An der Perm-Trias-Grenze findet das größte Massensterben der Erdgeschichte statt, bei dem mehr als 90 Prozent der marinen und etwa 75 Prozent der kontinentalen Arten verschwinden. Bis zu 3000 Meter mächtige Basaltschichten, die heute weite Gebiete Sibiriens bedecken (»Siberian Traps«), zeugen von einem ausgeprägten Vulkanismus. Mit diesem war eine dramatische Klimaerwärmung verbunden. Damals herrschte in weiten Teilen Pangäas Dürre, und es bildeten sich ausgedehnte Salzpfannen und Trockenwüsten mit starken Temperaturschwankungen aus.
Im Anschluss sind Trias und Jura durch sehr warme Klimate gekennzeichnet. Aus den damaligen Trockengebieten sind oft hochdiverse Spurenfossilien überliefert, die schon im Perm und während des Mesozoikums eine Anpassung von Faunen an trockene Bedingungen zeigen, wie wir sie aus den heutigen Wüsten kennen. In den äolischen Ablagerungen des permischen Coconino-Sandsteins in Arizona finden sich diverse Spuren von Amphibien wie auch früher Reptilien. Die frühesten Reptilienfährten stammen überwiegend von Thecodontiern, den basalen Archosauriern. Allerdings ist es Lystrosaurus, aus der Gruppe der Therapsiden, der im Oberperm das »große Sterben« überlebt und in der Untertrias die dominierende herbivore Lebensform an Land darstellt. Mit Funden in der Antarktis, Südafrika, Indien und China lieferte das Vorkommen dieser Gattung einen weiteren Beweis für die Plattentektonik. In der Unter- und Mitteltrias dominieren frühe Therapsiden, während in der Obertrias schon die ersten Dinosaurier verbreitet sind. Vielfältige Reptilienspuren aus den Wüstengebieten finden sich heute im Buntsandstein des Germanischen Beckens in Thüringen und Franken.
Geologischen Hinweisen auf ausgedehnte Wüstengebiete aus dem Jura begegnen wir in den heutigen Wüstenregionen Nordamerikas. So stellt der Navajo-Sandstein im Südwesten der USA ein klassisches, überwiegend äolisches Sedimentpaket aus der Zeit Pangäas im unteren Jura dar. Zu den weltweit bekanntesten Sandsteinformationen zählt die Wave auf dem Colorado-Plateau. Mit der geografischen Verbreitung des Navajo-Sandsteins lässt sich eine fossile Sandwüste rekonstruieren, deren Dimension von einigen Forschern mit dem Ausmaß der Sahara oder den Dünenfeldern der Rub al-Khali verglichen und deren Ablagerung auch als eines der größten äolischen Großereignisse in der Erdgeschichte bezeichnet wird. Solche Wüsten im Inneren des mesozoischen Superkontinents sind auch hinsichtlich ihrer Aridität gut vergleichbar mit den Trockenwüsten Afrikas oder der Gobi in Zentralasien.
Nach dem Ende der Kreidezeit gilt das untere Eozän als wärmste Zeit des Paläogens. Damals herrschten in niedrigen bis mittleren Breiten global warm-tropische Temperaturen. Vor etwa 38 Millionen Jahren führten im höchsten Eozän plattentektonische Veränderungen und die Bildung der zirkumpolaren antarktischen Strömung zu einer
gravierenden und rapiden Temperaturabnahme und zu der bis heute anhaltenden Vereisung der Antarktis (Beginn des Känozoikums). Es kam zwar während einer Warmphase im unteren Miozän zu einem Eisrückzug, die anschließende starke globale Abkühlung führte jedoch zu Eisvorstößen in der Antarktis, zu einem globalen Meeresspiegelabfall und zur Ausdehnung von Trockengebieten. Diese Abkühlung setzte sich im Pliozän und Pleistozän fort. Das Resultat war das bis heute andauernde quartäre Eiszeitalter. Mit der beginnenden Vereisung der Nordhemisphäre vor 2,6 Millionen Jahren erfolgt die Abgrenzung zum ältesten und längsten Abschnitt des Quartärs, dem Pleistozän.
Vor der quartären Entwicklung ist noch ein spektakuläres Ereignis zu erwähnen, das auf die globale Meerwasserchemie Einfluss hatte und riesige Räume um den heutigen Mittelmeerraum erfasste: das »Messinian Event«. Durch die Abschnürung des Atlantiks kam es im höchsten Miozän vor etwa sechs Millionen Jahren zur mehrfachen vollständigen Eintrocknung des gesamten Mittelmeerbeckens. So bildete sich eines der größten und erdgeschichtlich jüngsten Salinarbecken, eine Wüste mit gigantischen Salzpfannen. Zu Beginn des »Messinian Event« brach das marine Ökosystem zusammen, die zunehmende Austrocknung führte zu einem regionalen Meeresspiegelabfall von bis zu 1500 Metern, dem tiefen erosiven Einschneiden der umliegenden Entwässerungssysteme, ihrer Transformation in tiefe Canyons und der Austrocknung der umliegenden Kontinentalränder. Das Ereignis soll zur Verstärkung der globalen Abkühlung und der fortschreitenden Wüstenentwicklung beigetragen haben. Das Mittelmeerbecken wurde erst vor 5,33 Millionen Jahren, im Unterpliozän, über die Bildung der Straße von Gibraltar in einer extrem schnellen Flutung wieder mit Meerwasser gefüllt.
Der Beginn des Pleistozäns ist magnetostratigraphisch festgelegt. Es fällt ungefähr mit der beginnenden Arktisvereisung vor etwa 2,6 Millionen Jahren zusammen und ist geprägt durch Glaziale und Interglaziale (Warmzeiten) nach der klimatisch stabileren Zeit im höheren Neogen. Während des letzten glazialen Maximums des Pleistozäns dehnten sich vor 21 000 bis 18 000 Jahren weite Eispanzer über große Teile Europas, Asiens und Nordamerikas aus, während es in weiten Teilen Afrikas, Zentralasiens und Patagoniens großräumige Trockenwüsten gab.
Während der jüngsten Erdgeschichte erfuhren im Quartär viele Lebensräume rasante klimatische und ökologische Wechsel. So hat sich die vor drei Millionen Jahren noch von Regenwald geprägte Sahara im Lauf der letzten Jahrhunderttausende von einer humiden zu einer ariden Region, von einem üppigen Lebensraum zu einer lebensfeindlichen Trockenwüste gewandelt, die sich während des letzten Glazials weiter ausdehnte als heute. Sie war häufigen klimatischen Veränderungen unterworfen. Es gibt Nachweise, dass periodisch humide Bedingungen und Megaseen mit einem weit verzweigten Fluss-System existierten, ähnlich wie auch vor 250 000 Jahren in Libyen, im Sudan und im Tschad. Im letzten Interglazial vor 125 000 Jahren war die Sahara grün, vor etwa 100 000 Jahren gab es auch dort Megaseen. Die Seenlandschaften waren weit größer als die der Großen Seen in Nordamerika. Sie stellten einen wasserreichen Korridor mit pflanzen- und tierreichen Ökosystemen dar, der nach heutigen Erkenntnissen für die Verbreitung des Menschen und seine Wanderung »Out-of-Africa« eine bedeutende Rolle spielt. Für die »kurzfristige« Verschiebung von Trocken- und Feuchtgebieten über die Breitengrade hinweg und die damit verbundenen ökologischen Umschwünge sind zyklische Veränderungen in der Exzentrizität der Sonne, des Neigungswinkels der Erdrotationsachse und der Präzession verantwortlich, die zur Verstärkung oder Abschwächung von Kalt- und Warmzeiten und zu einer räumlichen Verschiebung der Monsungürtel führen.
An das Pleistozän schließt sich vor 11 700 Jahren das Holozän an. Es ist der jüngste Abschnitt der Erdgeschichte, charakterisiert durch eine Klimaerwärmung. Allerdings prägen die Glaziale und Interglaziale des Pleistozäns in vielen Regionen Nordamerikas und Europas das Landschaftsbild bis heute. Wenn man die Sahara betrachtet, so war das Gebiet im frühen Holozän, vor etwa 8000 bis 6000 Jahren, üppig grün, es gab Nilpferde, Krokodile und Elefanten, und Funde von Straußeneiern wurden mit der Radiokarbonmethode auf 7000 Jahre zurückdatiert. Überreste von Siedlungen und Begräbnisstellen entlang von Uferzonen lassen darauf schließen, dass es in dieser Region erneut riesige Seengebiete gab. Höhlenmalereien in der Sahara zeigen schwimmende Menschen aus dieser Zeit. Allein der Mega-Tschad-See erreichte vor etwa 7000 Jahren eine Ausdehnung von an die 360 000 Quadratkilometern. Die Entwicklung hin zur heutigen Trockenwüste setzte in der Sahara, wie in den Wüsten der Arabischen Halbinsel, erst vor etwa 6000 Jahren ein. In marinen Sedimenten lässt sich der früheste Windeintrag von Saharastaub vor etwa 5500 Jahren nachweisen.
Die Kontinente auf der Nordhalbkugel sind heute noch durch den glazialen Formenschatz des Pleistozäns geprägt. Bis vor etwa 15 000 Jahren war das Gebiet der Großen Seen in Nordamerika noch mit Eis bedeckt. In den folgenden Jahrtausenden wurden die Seen weitgehend exponiert, die Gletscher schoben sich, wie im europäischen Alpenraum und in Nordeuropa, periodisch vor und zogen sich dann während der Interglaziale wieder zurück. Die langen Ketten ihrer Endmoränen blieben. In diesen glazial geprägten Räumen bestimmen charakteristische Erosionsformen und Moränenschutt das Landschaftsbild. Gletscherrandseen sind in Nordeuropa unzählig vorhanden, sie kommen im Alpenvorraum und im inneralpinen Becken vor. Zu den größten zählen im Alpenvorland der Bodensee und der Genfer See. Manche füllen heute ertrunkene Gletschertäler aus, wie beispielsweise der größte See Italiens, der Gardasee. Weitere imposante Zeugnisse sind vor allem Trogtäler mit ihren hohen Steilwänden, die sich in den Fjorden Norwegens genauso wie in den alpinen Trogtälern oder am Half Dome im Yosemite-Nationalpark in Kalifornien finden. Rezente Wüsten- und Polarregionen sind bis heute von den Phänomenen des Quartärs und seiner Faunen geprägt.
Es hat fast 4,5 Milliarden Jahre gedauert, bis sich nach der Zeit der Saurier nach und nach unsere derzeitigen Ökosysteme mit ihrer Artenvielfalt, mit Blütenpflanzen, Säugetieren und den Menschen entwickelt haben.
Die Evolution der Erde, die sich in dem perfekten Abstand der »Blue Marble« zur Sonne entwickelt hat, ist an den »Lebenszyklus« und die »Lebensdauer« ihres Sterns gekoppelt, die von so unterschiedlichen Faktoren wie Masse und Leuchtkraft oder der Geschwindigkeit von Fusionsprozessen im Sonneninneren abhängen. Für »unsere« Sonne ist etwa die Hälfte ihrer Zeit abgelaufen. Der Erde bleibt also noch Zeit für weitere evolutionäre Entwicklungen. Es ist allerdings vorhersehbar, dass die Erde in ferner Zukunft wieder zu einem heißen Wüstenplaneten werden wird. Dessen Schicksal und das seiner Atmosphäre sind ungewiss, wenn sich die Sonne, die seit ihrer Geburtsstunde immer heller wird, in etwa 4,5 Milliarden Jahren zu einem Roten Riesen aufblähen und Merkur und Venus verschlucken wird. Unser Heimatplanet wird dann äußerlich möglicherweise der Erde in der Frühphase ihrer Entwicklung gleichen, bevor die »sterbende« Sonne zu einem Weißen Zwerg mit einem Bruchteil der heutigen Leuchtkraft schrumpfen wird. Bis dahin wird unser Planet noch einige »Superkontinentzyklen« durchwandern dürfen, mit ausgedehnten Megawüsten und mit vielfachen klimatischen und ökologischen Veränderungen.
Planet Wüste | |
Arktis | |
Wüsten der Nordhalbkugel | |
Wüsten der Südhalbkugel | |
Antarktis | |
Wissen – Polargebiete und Trockenwüsten | |
|