Island gehört in klimageografischer und vegetationsgeografischer Hinsicht nicht zur Arktis. Der Golfstrom sorgt hier für ein regenreiches, vergleichsweise mildes Klima. Seine Lage knapp unterhalb des Polarkreises sowie ausgedehnte Vulkan- und Eiswüsten der Insel rechtfertigen aber die Aufnahme in dieses Buch.
Island ist Teil des Mittelatlantischen Rückens. An dieser Riftzone driften die nordamerikanische und die eurasische Platte im Durchschnitt zwei Zentimeter im Jahr auseinander. Ferner liegt unter Island ein aktiver Hotspot, das obere Ende eines vertikal aufsteigenden Stroms von Mantelmaterial. Dies führt in der Region um Island zu einer Anhebung des Ozeanbodens und damit zu einer Hebung der Insel über den Meeresspiegel. Die beschriebenen geologischen Vorgänge finden in zahlreichen aktiven Vulkanen und in den etwa 600 heißen Quellen ihren Ausdruck. Die vulkanische Aktivität führt im östlichen Hochland zu ausgedehnten edaphischen Wüsten, die aufgrund des porösen, wasserdurchlässigen Gesteins kein Pflanzenwachstum zulassen. Elf Prozent Islands sind aber auch von Eiswüsten bedeckt; der bekannteste und größte Gletscher ist der Vatnajökull.
Im Sommer 2009 bereiste ich das isländische Hochland gemeinsam mit Thilo Mössner auf dem Motorrad. Ich machte die Erfahrung, dass es in einer Wüste einen ganzen Sommer regnen kann, ohne dass ein Grashalm wächst. 30 zum Teil sehr tiefe Furten sorgten dafür, dass wir nicht nur von oben nass wurden. Zum Ende der Reise hin wandten wir uns dem Vatnajökull zu, den wir mit Steigeisen und Pickel begingen und mit einer zweimotorigen Cessna überflogen. Nach dieser Motorradtour wollten Jörg Reuther und ich das Hochland auch im Winter durchqueren. Wir waren im März 2013 gemeinsam mit einem ARTE-Filmteam mit zwei leistungsstarken Allradfahrzeugen mit Ballonreifen unterwegs, die sich durch den tiefen Schnee kämpfen konnten. Bei der Überquerung zugefrorener Flüsse drohten die schweren Fahrzeuge mehrfach ins Eis einzubrechen. Eine Orkanböe riss mir auf einer Eisfläche die Beine weg, und ich brach mir mehrere Dornfortsätze der Rückenwirbel. Trotz heftiger Schmerzen setzten wir die Winterexpedition fort. In einem tagelang andauernden Schneesturm konnten wir von Südwesten her den tief verschneiten Vulkan Askja erreichen, der nach einer eisigen Nacht in einer Schutzhütte am nächsten Morgen von der Wintersonne beschienen wurde. Gegen Ende der Reise fuhren wir über verschneite Sanderflächen zum Vatnajökull und überquerten Europas größten Gletscher mit den Geländefahrzeugen auf seiner ganzen Länge.
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