Wüsten der Nordhalbkugel

Rub al-Khali


Die Rub al-Khali ist mit einer Fläche von 780 000 Quadratkilometern die weltweit größte Sandwüste und gehört zum Typ der Wendekreiswüsten. Ihr größter Teil gehört zu Saudi-Arabien, aber ihre Ausläufer reichen bis in den Oman, in die Vereinigten Arabischen Emirate und in den Jemen. Ihre Dünen erreichen Höhen von bis zu 200 Metern und mehr. Das typische trocken-heiße Wüstenklima weist Niederschlagswerte von weit unter 50 Millimetern pro Jahr auf. Unter der Sandwüste befindet sich ein großer Grundwasserspeicher, der Nubische Aquifer. Dessen Grundwasser wurde in feuchten Perioden des Pleistozäns (Eiszeitalter) gebildet. Die jüngste Feuchtphase fällt in das Holozän, in die Zeit vor etwa 8000–5000 Jahren. Von da an war das Klima ähnlich trocken wie heute. Den hohen Dünen, dem Fehlen von Oasen und ihrer enormen Größe verdankt die Rub al-Khali ihren Beinamen: »Das leere Viertel«.

Zwei Jahrzehnte lang hatte ich immer wieder versucht, ein Visum für Saudi-Arabien zu bekommen. Im Jahr 2011 erhielt ich eine Einladung des saudischen Ministeriums für Wasser und Elektrizität, ein hydrologisches Projekt fotografisch zu dokumentieren, das die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) zusammen mit Dornier Consulting unter Leitung von Prof. Randolf Rausch durchführte. Es war Teil einer landesweiten Initiative, bei der die gesamten Wasservorräte des Landes erfasst werden, um belastbare Daten für zukünftige Planungen zu erhalten. Mein Freund Jörg Reuther und ich konnten eine wissenschaftliche Expedition in die entlegensten Teile der Rub al-Khali begleiten. Die drei deutschen Geologen Prof. Martin Keller, Prof. Oliver Lehnert und Tobias Dorsch wollten dort Brunnen beproben. So entstand eine Art Wasseratlas, der genaue Angaben zu den 1000 Brunnen der Rub al-Khali liefert. Wir mussten mit den schwer beladenen Toyota-Landcruisern hohe Dünen queren und uns durch weichgründige Salzpfannen quälen, Einsandungen waren an der Tagesordnung. Die beiden Militärs, die uns begleiteten, sorgten im sensiblen Grenzgebiet zum Oman und zum Jemen für unsere Sicherheit und kochten Abend für Abend auf dem Feuer Ziegenfleisch, das gerade noch blökend auf der Ladefläche gestanden hatte. Geschlafen wurde in warmen Schlafsäcken unter den Sternen im Sand der Rub al-Khali.

Im Januar 2015 reiste ich mit meiner Frau Elly erneut nach Saudi- Arabien, um für die King Abdullah University of Science and Technology Vorträge zu halten. Anschließend bereisten wir mit Prof. Martin Mai den Norden des Landes und besuchten die nabatäische Nekropole Hegra sowie die alte Handelsstadt Al-’Ula.