Franz-Josef-Land ist die nördlichste Inselgruppe der Erde und besteht aus 191 Inseln, die zwischen dem 80. und 82. Breitengrad liegen. Ihr nördlichster Punkt befindet sich nur 940 Kilometer vom Nordpol entfernt. Bis zu 400 Meter mächtige Eiskappen bedecken 87 Prozent der Gesamtfläche aller Inseln. An den Küsten kalben Gletscher in das Nordpolarmeer, sodass in den Gewässern des Archipels viele Eisberge schwimmen. Die eisfreien Gebiete von Franz-Josef-Land sind polare Kältewüsten, nur in besonderen Gunstlagen findet sich spärliche Vegetation.
Franz-Josef-Land war die letzte Entdeckung einer größeren Landmasse in der Erforschungsgeschichte der Erde. Der österreichisch-ungarische Marineoffizier Carl Weyprecht und der aus Böhmen stammende Offizier Julius von Payer wollten die Nordostpassage erkunden, als sie vor der Doppelinsel Nowaja Semlja ins Packeis gerieten und nach Norden abgetrieben wurden. Nach zehn Monaten, am 30. August 1873, riss die Wolkendecke auf, und sie erblickten Land, das sie nach dem österreichischen Kaiser benannten. Während ihr Schiff im Eis feststeckte, brach die lange Polarnacht herein. Die Hoffnung, das Schiff im Frühling wieder freizubekommen, zerschlug sich im Laufe des Sommers, eine weitere Überwinterung unter extremen Bedingungen wurde nötig. Kaum kehrte das Sonnenlicht wieder, erkundete Julius von Payer auf drei Schlittentouren den Archipel. Als er von der nördlichsten Insel zurückkehrte, hatte Weyprecht bereits Befehl gegeben, das im Eis eingeschlossene Schiff zu verlassen, um zu Fuß das offene Meer zu erreichen. Drei Monate zog die Mannschaft die mit Proviant und Ausrüstung vollgepackten Rettungsboote unter dramatischen Bedingungen über das Eis, erreichte die Eisgrenze und segelte von dort mit letzten Kräften nach Süden, um in die Nähe der Schifffahrtsroute zu gelangen. Sie hatten großes Glück und wurden von einem Walfangschiff gerettet.
Meine Reise dorthin war ungleich bequemer und ungefährlicher. Ich war im Juli 2011 an Bord des russischen Eisbrechers »Kapitan Dranitsyn« von Murmansk durch die Barentssee nach Norden gefahren und hatte bereits nach drei Tagen Franz-Josef-Land erreicht. Der Kapitän steuerte Insel um Insel an, die internationale Mannschaft brachte uns Passagiere in Zodiac-Booten an Land oder hielt mit uns nach Walen und Walrossen Ausschau. Wo Packeis eine Anlandung unmöglich machte, wurde der bordeigene Helikopter eingesetzt, den ich während einer der kurzen Sonnenscheinphasen eine Stunde chartern konnte. Der Flug über die Gletscher der Inseln Hall und McClintock sowie über die Eisberge im Negri-Kanal war für mich der Höhepunkt der Reise.
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