Der geografische Nordpol wird als der nördliche Schnittpunkt der Erdoberfläche mit der Drehachse der Erde definiert. Er hat eine geografische Breite von 90 Grad Nord und keine eindeutige geografische Länge. Von hier aus richtet sich der Blick ausschließlich nach Süden. Der geografische Nordpol liegt nicht auf dem Festland, sondern im Nordpolarmeer, das an dieser Stelle 4087 Meter tief ist und an der Oberfläche eine zwei bis drei Meter dicke Eisdecke aufweist. Die Sonne geht am Nordpol am 21. März auf und bis zum 22. beziehungsweise 23. September nicht unter. Nach einer mehrwöchigen Phase der Dämmerung folgt dann die Polarnacht, bis diese wiederum durch eine mehrwöchige Dämmerung und den Sonnenaufgang am Frühlingsanfang beendet wird. Während der eisigen Polarnacht ist der Polarstern fast senkrecht über dem Nordpol zu sehen.
Nachdem ich meine Reiseziele in der Arktis zirkumpolar ausgewählt hatte, wollte ich auch am Nordpol stehen. Es gab die Möglichkeit, mit einem russischen Atomeisbrecher im arktischen Sommer zum Nordpol zu fahren oder zum Barneo-Camp aufzubrechen, das von einem russischen Team um den berühmten Arktisforscher und Abenteurer Viktor Bojarski betrieben wurde. Ich entschied mich für das Barneo-Camp. Es wird alljährlich im Frühling errichtet, existiert dann nur wenige Wochen auf dem gefrorenen Meereis und muss anschließend wegen einsetzender Schmelze wieder abgebaut werden. Während dieser Zeit driftet das Camp auf einer Eisscholle um den Nordpol. Versorgt wird es mit Antonow-Flugzeugen von Spitzbergen aus. Das Camp dient Wissenschaftlern und Abenteurern aus aller Welt als wichtige Basis. Ich flog zunächst nach Longyearbyen auf Spitzbergen und wartete, bis die Wetter- und Eisbedingungen einen Weiterflug zum 89. Breitengrad zuließen. Im Barneo-Camp angekommen beobachtete ich die Arbeit der Wissenschaftler, führte Interviews und fotografierte bei wolkenlosem Himmel fast 24 Stunden am Tag. Je nach Eisbewegung driftete das Camp am Tag bis zu 20 Kilometer. Ein Helikopter brachte mich zusammen mit einem russischen Guide und vier anderen Skigehern 70 Kilometer weiter nach Norden. In den folgenden drei Tagen gingen wir bei teilweise schwierigen Eisverhältnissen mit Skiern und Pulkas bis zum Nordpol. Dort konnte ich anhand eines GPS-Geräts erleben, dass ich aufgrund der Eisdrift dauernd meine Position wechseln musste, um tatsächlich am Nordpol zu verbleiben. Gemeinsam mit meinen Reisebegleitern verbrachte ich dort draußen eine weitere, minus 30 Grad Celsius kalte Nacht im Zelt, bis uns am nächsten Morgen der russische Helikopter wieder ins Camp zurückflog.
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