Wüsten der Nordhalbkugel

Pamir


Der Pamir ist ein Hochgebirge in Zentralasien, das von Tadschikistan bis nach Afghanistan, China und Kirgisistan reicht. Dort leben etwa 230 000 Menschen. Während im Westpamir tief eingeschnittene Täler und Steilhänge die Hochgebirgslandschaft prägen, sind glattere Reliefformen und Hochebenen typisch für den wüstenhaften Ostpamir. Das Klima dort ist kontinental, die jährlichen Niederschlagsmengen liegen oftmals unter 150 Millimetern. Auf den Hochebenen leben Kirgisen, die dort Yaks und Schafe züchten. Das von den Gletschern und Schneefeldern gespeiste Schmelzwasser lässt auf dem »Dach der Welt« fruchtbare Hochweiden gedeihen. Durch die abgeschiedene Hochgebirgslage haben sich viele Traditionen und kulturelle Eigenheiten erhalten. Die Bewohner des Pamir sind meist Ismailiten, deren religiöses Oberhaupt der Aga Khan ist. Lebensader der Region ist der 1300 Kilometer lange Pamir Highway, der die tadschikische Hauptstadt Duschanbe mit Osch in Kirgisistan verbindet. Der Pamir Highway führt durch das gleichnamige Gebirge und überwindet dabei zahlreiche, über 4000 Meter hohe Pässe.

Mein Reiseziel im Pamir war die autonome Region Gorno-Badakhshan, kurz GBAO. Sie nimmt 45 Prozent der Staatsfläche Tadschikistans ein, bei einer Bevölkerung von lediglich drei Prozent. Im Ostpamir finden sich weit nördlich des Wendekreises die trockensten Gebiete des Pamir. Jörg Reuther und ich flogen nach Duschanbe und gelangten nach einer 14-stündigen Autofahrt nach Khorog. Die dort tätige GIZ (Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit) hatte mich gebeten, einige Projekte zur Bekämpfung der Desertifikation im Pamir zu dokumentieren. So besuchten wir Wiederaufforstungsprogramme sowie Projekte, welche die bessere Isolierung von Häusern zum Ziel haben, um den Energiebedarf in den extrem kalten Wintern zu reduzieren. Wurde die ehemalige Sowjetrepublik früher mit Kohle aus Russland versorgt, werden die Öfen heute oftmals mit dem Tereskenstrauch beheizt, der an den Hängen des Pamir einen wichtigen Erosionsschutz darstellt. In einem altersschwachen russischen UAZ-Bus folgten wir dem Pamir Highway von Khorog bis Murghab. Die zahllosen Motorpannen konnte unser Fahrer Pamirbek jeweils vom Fahrersitz aus reparieren, da der Motor praktischerweise zwischen Fahrer- und Beifahrersitz platziert ist. Trotz Kälte und Pannen machten wir diverse Abstecher in den legendären Wakhankorridor und zum tiefblauen See Yashil Kul sowie in ein Gebiet an der afghanischen Grenze, in dem Tausende der seltenen Marco-Polo-Schafe in einem privaten Schutzgebiet leben.