Die Wüsten Asiens

Die Wüsten Irans und Afghanistans


In der Mitte des Altweltlichen Trockengürtels – und damit im Bereich des subtropischen Passatgürtels – liegt das Iranische Hochland, das sich weit nach Afghanistan hinein erstreckt. Die iranischen Wüsten Große Kavir und Lut sind gut erforscht, die afghanischen Wüstengebiete Belutschistans und Registans hingegen seit längerer Zeit nur schwer zugänglich.

Die Große Kavir und die Lut liegen in zwei Hochbecken. Das Zagros-Gebirge im Westen und das Alborz-Gebirge im Norden schirmen sie von den feuchten Luftmassen ab. Die Große Kavir stellt als Salzwüste eine der sterilsten und lebensfeindlichsten Gebiete der Erde dar, und infolgedessen fehlt es an Besiedlungen jeglicher Art.
Die Lut hat eine Größe von 166.000 km² und zerfällt ähnlich wie die Kavir in eine Reihe Teilbecken. Dem Abtragungsrelief im Südwesten steht im Südosten ein Aufschüttungsrelief mit bis zu 200 m hohen Dünen gegenüber. Die potentielle Verdunstung beträgt 5.000 mm pro Jahr, der Niederschlag liegt unter 50 mm. Die Temperaturen erreichen im Sommer die 50º-Grenze. Damit gehört die Lut zu den trockensten und heißesten Wüsten der Erde. Bislang hat man dort noch keine Spuren früheren Lebens wie etwa subfossile Muscheln oder versteinerte Kieselalgen gefunden, und es gibt – anders als in der Sahara – auch keinerlei Hinweise auf eine frühere menschliche Besiedlung. Die Lut stellt bis heute eine Barriere für den Verkehr zwischen dem Südosten des Irans und den restlichen Landesteilen dar. Einzig die Kamele und Lastwagen der Drogenhändler sind hier Nacht für Nacht unterwegs und schaffen Rauschgift von Afghanistan nach Europa.
Die Nomadenvölker des Iran leben in den Sommermonaten in den Bergen südlich der Lut. In ihren geräumigen Zelten entstehen an großen Webstühlen die in Europa so begehrten Perserteppiche. Rechtzeitig vor Einbruch des Winters werden Ziegen, Zelte und Hausrat auf Lastwagen verladen, um in den Gebirgen am Persischen Golf das Lager aufzuschlagen.

Die Oasen an den Beckenrändern von Lut und Kavir verdanken ihre Existenz dem Bau von Qanaten. Diese Technik, welche die Oasen mit Grundwasser aus den Randgebirgen versorgt, wurde vor der Zeitenwende im Iran entwickelt und verbreitete sich bis nach China. Noch im 18. Jahrhundert gruben Qanatarbeiter aus dem Iran in der chinesischen Turfansenke Qanate. Auch im Maghreb fand die iranische Technik Anwendung; die Qanate heißen dort Foggaras. Qanate sind horizontale Brunnen. Am Fuße des Gebirges zapfen sie unterirdisch das Grundwasser an und leiten es unter Ausnutzung des natürlichen Gefälles an die Oberfläche. Der Stollen, der das Grundwasser befördert, wird durch zahlreiche vertikale Schächte mit der Oberfläche verbunden. Die Länge der Qanate beträgt bis zu 70 km, die Stollen befinden sich in einer Tiefe von bis zu 400 m. Mitte der 1960er-Jahre waren im Iran noch 22.000 Qanate in Betrieb. Bei einer Gesamtlänge von 270.000 km förderten sie 750 Kubikmeter pro Sekunde – mehr, als die Elbe bei Hamburg Wasser führt!
Während moderne Tiefbrunnen die fossilen, nicht erneuerbaren Grundwasservorräte ausbeuten, nutzen Qanate nur Grundwasser, das auf aktuelle Niederschläge in den Bergen zurückgeht.

Die Wüstengebiete des südlichen Afghanistan werden durch den Hilmand-Fluss in eine östliche und westliche Hälfte geteilt. Östlich liegt Registan, eine 25.000 km² große Sandfläche, die den im Hilmand-Tal lebenden Belutschen als wertvolle Ergänzungsweide dient. Dauerhafte Siedlungen gibt es in dieser Wüste nicht, nur Saxaulsträucher, die etwas Schatten bieten.
Der lokale Name für die Wüstengebiete westlich des Hilmand lautet Dasht-Margo. Hier herrschen Aufschüttungsflächen vor, die mit Schotter bedeckt sind. Vereinzelt sind tiefer gelegene Salztonebenen zu finden und auch Sandfelder, bei denen es sich um Wanderdünenfelder handelt. Der im Hindukusch entspringende Hilmand speist in der Sistan-Senke drei Salzseen.

In den afghanischen Teil des Iranischen Hochlands greift das junge asiatische Faltengebirgssystem hinein, das im Nordosten Afghanistans mit dem Pamir seinen Anfang nimmt und dann über den Hindukusch zu den zentralafghanischen Gebirgsketten führt, die sich nach Westen und Südwesten auffächern. Wenn hier die Niederschlagswerte auch deutlich höher liegen als in Registan oder Belutschistan, herrschen doch insbesondere im Regenschatten der Gebirgszüge wüstenhafte Bedingungen vor. In den Sommermonaten bieten die Hochlagen der Gebirge den Nomaden Zuflucht, denn der Winter hat dort in Form von Schnee Feuchtigkeitsreserven geschaffen, die auch den Sommer über vorhalten. In den kalten Wintermonaten ziehen sich die Nomaden in die nördlichen und südlichen Ebenen Afghanistans zurück.