Geologisch ist die Arabische Halbinsel Teil der alten afrikanischen Kontinentalmasse, von dieser aber bis auf die Landenge von Suez durch den Grabenbruch des Roten Meeres getrennt. Sie ist 2.700 km lang, 1.400 bis 2.400 km breit und hat eine Fläche von 3,5 Millionen km². Klimatisch gesehen sind die Wüsten Arabiens – wie die Sahara – typische Wendekreiswüsten, gehören sie doch zum Gebiet der Passatwinde. Der Norden hingegen steht in Form von Winterregen unter mediterranem Einfluss, und im Süden liegt der omanische Dofar im Bereich des Monsuns. Darüber hinaus fehlt auch den Gebirgsregionen in Oman, Jemen und im Südwesten Saudi-Arabiens der Wüstencharakter. Im Norden verläuft die Grenze zwischen Wüste und Steppe von Gaza aus nördlich des Toten Meeres, dann weiter entlang der jordanischen Hochebene bis zum Euphrat südöstlich von Aleppo. Von dort aus führt sie in südöstliche Richtung, erreicht bei Tikrit den Tigris und geht über Bagdad am Fuß des Zagrosgebirges entlang bis zum Persischen Golf.
Während die Große Nafud im Norden und die Rub al-Khali im Südosten durch Beckenstrukturen eindeutig abgegrenzt sind, erscheinen die Benennungen und Grenzen vieler anderer Wüsten Arabiens oft willkürlich. So gibt es für die nördlichsten Wüstengebiete zahlreiche lokale Namen, die auf manchen Karten als »Syrische Wüste« zusammengefasst werden. Abgrenzbar ist auch die Sinai-Halbinsel. Vom Roten Meer – genauer gesagt, vom Golf von Suez und vom Golf von Akaba – eingeschlossen, lässt sie sich in Nordsinai, die Wüste Et Thi und in das Gebirge Südsinais gliedern. Dabei gehört das Schichttafelland Et Thi mit einer jährlichen Niederschlagsmenge von 20 bis 50 mm zu den unwirtlichsten Gebieten der Halbinsel. Günstiger sind die Lebens- und Wirtschaftsbedingungen in der Hochgebirgsregion des Südsinai, die 150 bis 200 mm pro Jahr Niederschlag erhalten, so dass die Nomaden in den Wadis und an Hängen günstige Weidebedingungen vorfinden.
Die Negev-Wüste stellt die Fortsetzung der Wüsten des Sinai dar. Mit einer Fläche von nur 12.000 km² macht sie 60 Prozent des israelischen Staatsgebiets aus. Der Negev gliedert sich in den flachen, teilweise mit Löß bedeckten Nordnegev und den gebirgigen Zentral- und Südnegev. Die Transformation von Teilen der Negev-Wüste in ein Gebiet intensiver landwirtschaftlicher Nutzung gehört zu den größten Erfolgen israelischer Agrartechnologie.
Die Arabische Halbinsel gehört zum überwiegenden Teil zu Saudi-Arabien, das 71 Prozent ihrer Fläche einnimmt. Betrachtet man Klimakarten von Saudi-Arabien, fällt zunächst der Kontrast zwischen den Gebirgs- und Hochlandklimaten im Westen und den Wüstenklimaten im Landesinnern und am Küstenstreifen auf. Dort – am Roten Meer – beginnen wir mit der naturräumlichen Gliederung Saudi-Arabiens und der angrenzenden Länder:
Zwischen der Küstenlinie und dem östlich aufragenden Randgebirge erstreckt sich bis in den Jemen die Küstenwüste Tihama. Sie weist ein schwülheißes Klima auf mit Niederschlägen unter 100 mm pro Jahr. Östlich des schmalen Küstenstreifens steigt das westliche Randgebirge steil empor, das den Rand des Grabenbruchs darstellt. Dort herrscht ein semiarides Hochlandklima bei gemäßigten, jahreszeitlich stark schwankenden Temperaturen. An diese Grabenrandgebirge schließen sich nach Osten die inneren Hochländer an. Hier dominieren Fels und Steinwüste, Sanddünengebiete fehlen gänzlich. Östlich davon erstreckt sich das zentralarabische Schichtstufenland mit seiner wechselnden Abfolge steil aufragender Landschaftsstufen und weiter Flächen.
Im Südosten liegt jene Wüste, die wie kaum eine andere die Phantasie der Entdecker angeregt hat – die Rub al-Khali, das »Leere Viertel«. Erstmals 1930/1931 von dem Engländer Bertram Thomas durchquert, gehört sie bis heute zu den unzugänglichsten Gebieten der Erde. Sie liegt in einem geologischen Becken und reicht bis in die Länder Jemen und Oman hinein. Mit einer Fläche von 780.000 km² ist sie die größte Sandwüste der Erde. Ihre bis zu 300 m hohen Dünen erstrecken sich von Norden nach Süden über 500 km, von Osten nach Westen gar über 1.300 km. Weite Teile der Rub al-Khali sind gänzlich wasserlos und vollkommen ohne Vegetation, nur im Nordosten finden sich vereinzelte Brunnen. Dem trocken-heißen Klima entsprechend, liegen die Niederschläge weit unter 50 mm pro Jahr.
Das nördliche, kleinere Pendant zur Rub al-Khali stellt die Große Nafud dar. Auch hier handelt es sich um eine Beckenzone, deren Grenzen eindeutig festlegbar sind. Die Große Nafud erreicht eine Ausdehnung von 78.000 km², ihre Oberflächenformen werden wie bei der Rub al-Khali von einem sehr unruhigen Dünenrelief bestimmt. Oberflächenwasser gibt es in der Großen Nafud nicht, gelegentliche, von Winterzyklonen aus dem Mittelmeerraum hervorgerufene Niederschläge versickern nahezu vollständig in den Dünensanden.
Die Küstenwüste am Arabisch-Persischen Golf und die Schotterflächen des Dibdibah bilden die Golfregion. Diesem Teil der Arabischen Halbinsel verdanken die Golf-Anrainerstaaten ihren wirtschaftlichen Aufstieg. Die Struktur der Gesteinsschichten im Untergrund der Golfregion hat zur Folge, dass eine Reihe stehender Falten auftritt, deren Undurchlässigkeit ideale »Erdölfallen« ergibt. Die wichtigsten Trägergesteine werden in 1.500 bis 3.000 m Tiefe erreicht und von zahlreichen Bohrfeldern erschlossen. Die Golfregion besitzt die reichsten Erdölvorräte der Erde. Nirgendwo auf der Erde werden Erdöl und Erdgas schneller und billiger gefördert als auf der Arabischen Halbinsel.
Die Erdölförderung setzte auf Bahrain bereits 1934, in Saudi-Arabien 1938 ein. Aus traditionellen Beduinengesellschaften wurden binnen kurzer Zeit moderne Staaten, die das Beduinentum als Anachronismus und Element der Unsicherheit betrachten. Wenn aber die Verteilung von Geld und Ämtern auf der Tagesordnung steht, spielt es nach wie vor eine große Rolle, zu welchem Beduinenstamm jemand gehört und welche Stellung er in ihm hat.
Die Viehhaltung, sofern sie überhaupt noch betrieben wird, ist Sache ausländischer Lohnhirten. Zum Einsatz kommen Trockenfutter sowie auch Luzerne, die auf Bewässerungsland kostspielig produziert wird. Die Zucht der Dromedare stellt in den reichen Ölländern oft nur noch eine Art Hobby dar. Die Menschen leben in komfortablen, klimatisierten Häusern, und nur zu besonderen Anlässen verweilen die Familien in modernen Segeltuchzelten, die mit allem erdenklichen Komfort ausgestattet sind.
Die Ölstaaten versuchen mit leidlichem Erfolg, ihre Wirtschaft zu diversifizieren. Energie und Kapital hierfür sind reichlich vorhanden; Know-how, Arbeitskräfte und selbst Rohstoffe werden importiert. Insbesondere Saudi-Arabien setzt auf den Ausbau einer im großen Stil betriebenen Agrarwirtschaft und produziert Weizen über den Eigenbedarf hinaus.
Bodenversalzung, Grundwasserabsenkung – aufgrund zu großer Entnahme – und Sandverwehungen sind nur einige der Probleme, vor denen die industriell betriebene Landwirtschaft steht. Hinzu kommen Produktionskosten, die so hoch sind, dass Importe billiger wären.
Die kleinen Golfstaaten Bahrain, Kuwait, Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate setzen auf ihre Funktion als Handels- und Finanzplatz, um ihre Abhängigkeit von Erdöl- bzw. Erdgasexporten zu verringern. Die Vereinigten Arabischen Emirate vermarkten die weiten Dünenlandschaften der Wüste wie kaum ein anderer Staat als attraktives Touristenziel.
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